Unlängst stieß ich auf ein kleines Büchlein, das sich mit Pétanque befasst und speziell auf dessen geistige Dimension eingeht. In Aufmachung und Inhalt passt es gut zu den im Boulelexikon vertretenen Auffassungen, ergänzt diese aber um interessante Fallbeispiele und Handlungsempfehlungen. So manchem Leser wird es nützliche Anregungen geben können. Auch dem, der möglicherweise bereits alles kennt, was die Boulewelt zu bieten hat, kann es Anlass sein, die eigenen Bemühungen kritisch zu hinterfragen und neu zu gewichten.

Der Bouleweg

Stefan Valentin müller


Spiele werden im Kopf entschieden. Diese einfache und doch häufig unterschätzte Wahrheit möchte das Buch: „Der Boule-Weg“ seinen Lesern vermitteln. Der Autor Stefan Valentin Müller, ein nach eigenem Bekunden spätberufener, leidenschaftlicher Boulespieler, schildert eindrücklich, wie intensives technisches Training, dessen Bedeutung keineswegs geleugnet wird, in Drucksituationen nicht die Ergebnisse zeitigte, die aufgrund der erlangten Fähigkeiten erwartbar waren – eine Erfahrung, die viele Spieler machen. Etwas fehlte also noch.  

Der Autor fand im Mentalen einen Bereich, dem er sich zusätzlich zu widmen hatte, wollte er sportlich vorankommen. Er entdeckte typische Stolpersteine in Denken und Herangehensweise der Spieler und fand Lösungen, die es ermöglichen, die geistige Ebene besser zu beherrschen. Auch hier ist es möglich, sich vorzubereiten und durch Training erfolgreicher zu sein. Diese Erkenntnisse werden gut verständlich mit dem Leser geteilt.

Das Buch verliert sich dabei nicht in Theorien. Die Knappheit der Form vermeidet es, den Anfänger mit Details zu verwirren und den technisch Fortgeschrittenen mit Bekanntem zu langweilen. Der Leser wird freundlich auf den Bouleplatz mitgenommen, seinen Weg als Spieler zu beginnen und erhält ein Geleit, dass ihn an entscheidenden Stellen die richtige Wegrichtung einschlagen lässt.

Mit dem Bild des „Weges“ ist, wie der Titel es erahnen lässt, ein weiterer Aspekt angesprochen. Die fernöstliche Zen-Philosophie ist Grundlage vieler im Buch ausgebreiteter Gedanken. Dabei wird auf Mystifizierung verzichtet. Der Spieler soll seinen Weg selbst gehen – neugierig, gelassen, mit steter Spielfreude. So kann sich, über das Ändern des Spielens auch eine Änderung des Selbst ergeben.

Ein unmittelbares und harmonisches Handeln ist möglich; Körper und Geist müssen einander beim Werfen nicht in die Quere kommen; die Spielfreude kann auch dem ambitionierten Spieler erhalten bleiben; Pétanque vermag es, das Leben in ungeahnter Weise zu bereichern – das sind gute Nachrichten. Wünschen wir uns, dass viele diesem Boule-Weg folgen.

Thorsten