Leitfaden: Schießen


Dieser Anhang liefert einen Überblick über viele Artikel im Boulelexikon, die sich mit dem Schießen beschäftigen. Auswahl und Reihenfolge bilden folgende Fragestellung ab: Über welche Informationen hätte der Autor gerne zu dem Zeitpunkt verfügt, als er systematisch mit dem Schießen begann - also als er erkannte, dass eine grundsätzliche Notwendigkeit besteht, Kugeln aus einem Spiel zu entfernen und hierzu viel Training nötig sein würde?

 

Wie ein Wanderer, der zu einer langen Tour aufbricht, seine Strecke in groben Zügen in einer Karte studiert und sich bestimmte Wegmarken einprägt, so mag es auch beim Boule sinnvoll sein, grob zu wissen, wo entlang die Reise gehen wird. Unterwegs benötigt der Wanderer dennoch die Karte, oder wünscht, die geplante Route etwas abzuändern. Er wird aber stets von der Kenntnis um die Generalrichtung profitieren. Das sollen die Artikel ermöglichen.

 



 

 

Erfolgreiches Schießen bedeutet, die Kugel kontrolliert aber locker auf einer Bogenbahn Richtung Ziel zu befördern. Zusätzlich muss dieser Vorgang so gut verinnerlicht sein, dass er möglichst identisch wiederholt werden kann. Das gilt unabhängig davon, ob direkt "auf Eisen" geschossen wird oder ob die Kugel vorher den Boden berühren soll. Daher ist es unbedingt erforderlich, bevor der Versuch unternommen wird, dauerhaft und erfolgreich zu treffen, sich eine Standardkörperhaltung anzueignen. Sicherlich kann diese Haltung durch Versuch und Irrtum intuitiv gefunden werden, durch bewusste Auswahl der richtigen Haltung werden aber viele Weichen günstig gestellt. Erfolge sollten sich so schneller einstellen. Die Artikel Bewegungs- und ZielorientierungStilfragen, Der richtige Schwung und Schweizer Taschenmesser gehen näher auf diese Thematik ein und weisen einen gangbaren Weg. Die Artikel HandhaltungHandgelenk und Ausholbewegung widmen sich technischen Details.

 

Schütze, suche dir erfolgreiche Vorbilder, die harmonische und ästhetische Bewegungen zeigen, studiere sie und kopiere sie!

 

Sodann ist es erforderlich, sich mit dem eigentlichen Vorgang des Zielens zu beschäftigen, mit dem es sich anders als gemeinhin angenommen verhält. In dem Artikel "Der Mythos vom Zielen" wird darauf eingegangen. Von elementarer Bedeutung ist es, Dinge nicht direkt erreichen zu wollen, denn beim Pétanque ist alles nur indirekt erreichbar. Das wird im Artikel "Donnée" thematisiert. Das Verständnis für die Eigentümlichkeiten der bogenförmigen Flugbahn zu schulen, führt zu Treffern. "Erfolgszone" gibt hierzu nützlich Tipps.

 

Schütze, auch wenn du glaubst um die Bedeutung der Bögen zu wissen, wirst du immer noch eine tiefere Dimension darin entdecken, die du bisher übersehen hattest. Einem Ideal kann man sich allenfalls annähern. Höre darum nie auf, dich mit diesem Thema zu befassen.

 

Ist ein Spieler zu der Einsicht gelangt, wie ein Schuss grundsätzlich anzulegen sei, stellt sich die Frage nach dessen Einübung und Verfeinerung. Hierzu wird in dem Artikel "Enger zielen, besser treffen" der Rat gegeben, nach der Methode: "Vom Groben zum Detail" vorzugehen, die es erlaubt, sich das Verfahren schrittweise anzueignen. Talente können natürlich auch auf einer höheren Stufe einsteigen. Die hier gemachten Aussagen werden in "Flach oder auf Eisen" ergänzt. Dringend zu empfehlen sind auch regelmäßige Soloübungen (Üben oder nicht üben").

 

Schütze, die wenigsten Meister fallen vom Himmel. Du hast dir ein Metier gewählt, in dem das Üben nie an ein Ende kommen kann.

 

Bei dem Versuch, in der Kunst des Schießens voranzuschreiten, wird es immer wieder nötig werden, den Wurf auf systematische Fehler hin zu untersuchen, weil Treffer ausbleiben. Hierzu geben die Artikel "Die Kunst des Weglassens" und "Fehlschüsse lesen" einige Ratschläge.

 

Das Augenmerk sollte auch auf den Drall gerichtet werden (Drall ff.). Starker Drall kann den Schuss erschweren, weil das Abrollen an der Hand Energie kostet, die ggf. durch Muskelkraft ausgeglichen werden muss. Wenn es die individuelle Technik erlaubt, führt Drall jedoch zu den wertvollen Retro und Carreaux.

 

Sehr wichtig ist ebenfalls der Übergang zwischen Vorbereitung und Handlung. Der Schütze muss lernen, sich zu konzentrieren und den Zeitpunkt erkennen, wann er wirklich zum Schuss bereit ist. Diese Problematik wird in dem Artikel "Rituale" behandelt. Der Artikel "Drei Phasen des Tireurtrainings" macht den Versuch, das Üben unter diesem Gesichtspunkt praxisnäher zu gestalten.

 

Schütze, beobachte dich selbst. Lerne deine Fehler früh zu erkennen und schnell abzustellen. Finde einen Weg, dein Handeln so zu gestalten, wie es in deiner Vorstellung existiert.

 

Mit dem Übergang von (geistiger) Vorbereitung zu (körperlicher) Ausführung sind wir bei der Psychologie angelangt. Man darf davon ausgehen, dass Schießen und Treffen nur zu einem Teil auf reiner Technik beruhen. Das Mentale hat wesentlichen Anteil am Erfolg. "Was denken beim Wurf?" - diese Frage bleibt stets aktuell. Der Artikel "Gelassenheit" thematisiert weitere Aspekte der Problematik. In "Mentales und die Macht der Bilder" werden praktische Ratschläge für ein mentales Training gegeben. In "Innerer Monolog..." werden Methoden skizziert, mit negativen Gedanken umzugehen. Um zu treffen braucht es stets Entschlossenheit und den Glauben daran, das Richtige zu tun, wozu in "Hintertüren" einiges gesagt wird.

 

Schütze, dein Geist ist das eigentliche Instrument, mit dem du Treffer erzielst. Ist er stark, dann triffst du auch ohne Technik, ist er schwach, bist du verloren. Spiele werden im Kopf entschieden, Treffer haben ihren Ursprung im Mentalen.

 

Neben dem bisher Gesagten existiert etwas, das sich kaum in Worte fassen lässt. Ein Spieler kann alle gegebenen Ratschläge beherzigen und doch nicht dazu in der Lage sein, sie zu einem harmonischen Ganzen zu vereinen. Der Wurf muss stets als Ganzes aufgefasst werden, wiewohl er eine Sequenz einzelner Handlungen darstellt. Gute Schüsse beruhen auf einem Fließen der Bewegung, auf einem vollkommenen Vertrauen in die Körperbeherrschung und einer natürlichen Ausführung des Handelns. Wenn wir auch bestrebt sind, unser Handeln so einfach wie möglich zu gestalten, so müssen wir dabei aufpassen, nicht zu erstarren. Die Dynamik der Bewegung muss jederzeit erhalten bleiben. Das ist das Wichtigste und Schwierigste von allem. "Die Quelle kann nur gedacht werden, insofern sie fließt.[1]" Diesen Zusammenhang habe ich versucht, in dem Artikel "Kalligraphie" darzustellen. Er findet seine wissenschaftliche Begründung in "Der Wurf aus wissenschaftlicher Sicht".

 

Schütze, deine Aufgabe gleicht der, die Kraft des Wassers zu handhaben. Glaube nicht, wenn die Wirbel und Strömungen zu Eis erstarrten, kämest du deinem Ziel näher. Das Fließen bewahren und es beherrschen, das ist die Kunst.

 

 

 

Thorsten

 


Erklärung: Mit diesem Artikel soll nicht der Eindruck vermittelt werden, man könne das Schießen durch Lesen guter Ratschläge erlernen[2]. Das ist nicht der Fall! Wirklich aneignen kann man es sich nur durch praktisches Handeln. Mit Recht lässt sich sogar behaupten, dass es der aufgezeichneten Ratschläge nicht bedürfe, ein guter Tireur zu sein. Vermutlich sind die Besten gerade jene, die eine theoretische Ergänzung ihrer Kunst nicht vermissen, die ihr Handeln weder hinterfragen wollen, noch erklären können. Andererseits steht zu vermuten, dass es eben auch jene Spieler gibt, die sich akribisch und systematisch aneignen müssen, was anderen in den Schoß fällt. Diese finden hier hoffentlich den einen oder anderen nützlichen Tipp.

 

Der Autor möchte ferner nicht den Eindruck vermitteln, ein besonders guter Schütze zu sein. Alle Verbesserungen, die er bei sich beobachten konnte, führt er aber auf die hier vorgestellten Verfahrensweisen zurück. Es mag sein, dass erst das Eintreten von Schwierigkeiten den Blick für das "WIE" schärft.  

 

Das hier Aufgeführte stellt sicher nicht den einzigen Weg dar, schon gar nicht ist es vollständig oder abgeschlossen. Soviel ist aber sicher: Es ist ein gangbarer Weg, der bis zu einem gewissen Punkt geführt hat - über dessen Substanz andere urteilen mögen - und der zumindest hoffen lässt, er möge noch nicht an sein Ende gekommen sein. 


[1] Aus: Goethe - Dichtung und Wahrheit

 

[2] Es ist also hier weniger von dem nötig, was sich in Büchern lehren lässt, und viel von dem, was, wenn es gelehrt werden kann, durch einen anderen Lehrer als den Buchstaben in den Feldherren kommen muss."

Clausewitz , Vom Kriege - 6. Kapitel, Vom Gebrauch der Schlacht