Braunschweig, 1. April 2017
Die These, derzufolge das Kugelspiel Pétanque vor gut 100 Jahren im südfranzösischen La Ciotat erfunden wurde, wird durch eine jüngst im Braunschweiger Städtischen Museum entdeckte Fotografie erschüttert. Diese wurde einst zur Katalogisierung der Bestände angefertigt und zeigt ein Gemälde, das in den Kriegswirren leider verloren ging. Dargestellt ist eine Szene in den 1860er Jahren, rund um das Lessingdenkmal. Eindeutig sind hier Personen zu erkennen, die eine Art Boulespiel zelebrieren. Aus Kontext und Körperhaltung geht hervor, dass Würfe nicht in der seinerzeit üblichen Weise - also mit Anlauf - ausgeführt wurden, sondern vielmehr stehend erfolgten. Handelt es sich also um eine Art Protopétanque, ein halbes Jahrhundert vor dessen offizieller Erfindung? Es käme einer Sensation gleich.
Recherchen ergaben, dass der Urgroßvater eines der Pétanqueerfinder, der Franzose Hercule Morlet, als Mitglied der "Grande Armée" an Napoléons Russlandfeldzug teilgenommen hatte und einer der letzten Soldaten war, denen der Übergang über die Beresina nach Westen gelang. Mit schwer erfrorenen Füßen hielt er sich danach einige Zeit in Braunschweig zur Gesundung auf, das damals zum Königreich Westfalen gehörte und von Jérôme, einem Bruder Napoléons, regiert wurde. Hercule Morlet erzählte Zeit seines Lebens, er habe seine geliebten Kugeln während des gesamten Feldzuges im Tornister getragen und sie auch während der immer chaotischer werdenden Flucht aus Russland bewahren können. Noch heute sind sie in seiner Heimatstadt zu besichtigen.
Plausibel ist, dass Morlet, bedingt durch sein eingeschränktes Bewegungsvermögen, das ihn bis an sein Lebensende plagte, als Rekonvaleszent in Braunschweig seiner Passion nachging. Das Spiel passte er seinen nun sehr eingeschränkten Möglichkeiten an, spielte also stehend. Die Bürger lernten es somit in seiner abgewandelten Variante kennen. Begeistert griffen sie es auf, denn die beengenden Bekleidungssitten ließen heftige Bewegungen ohnehin nicht zu.
Die Niederlage der Franzosen bei Leipzig leitete das Ende der Herrschaft des als "König Lustig" verspotteten Jérôme ein. Hercule Morlet musste Braunschweig verlassen und gelangte auf abenteuerlichen Wegen zurück in seine Heimat - La Ciotat, wo er oft und gern von seinen Erlebnissen berichtete. Der Keim war jedoch gelegt, denn das Spiel wurde, wie nicht zuletzt das Bild nahelegt, auch Jahrzehnte später noch in Braunschweig gespielt.
Als Teil der Familiengeschichte hielt der Sohn diese Erzählungen in seinen Tagebüchern fest. Aus diesen geht hervor, dass Morlet bis ins hohe Alter die stehend gespielte Variante mit zahlreichen Nachkommen, Enkeln und Urenkeln pflegte. Innerhalb der Familie wurde die eigentümliche Boulevariante als "Le Jeu Fou" (das verrückte Spiel) bezeichnet. Nach des Großvaters Ableben wurde sie jedoch nicht mehr praktiziert.
Einer der drei offizielle Erfinder des Pétanque, Morlets Nachfahre Hugo, erinnerte sich aus alten Familienerzählungen seines Ahnen und schlug vor, als ein Freund und Mitspieler - der gehbehinderte Jules Le Noir - lediglich von einem Stuhl aus seine Kugeln werfen konnte, "Le Jeu Fou" zu spielen. Alle sollten ausschließlich stehend oder sitzend werfen dürfen. Der Dritte, Ernest Piotet, griff den Vorschlag auf und engagierte sich für die neue Spielvariante, die aber verständlicherweise umgetauft wurde.
Der Rest ist bekannt[1], Pétanque war geboren und begann seinen Siegeszug um die Welt. In Braunschweig, wo es seit dem nationalen Taumel der Reichsgründung von 1871 nicht mehr gespielt wurde, geriet es in Vergessenheit. So schlief das Spiel seinen Dornröschenschlaf, bis es von einigen Enthusiasten neu erweckt, an den Ort zurückkehrte, von dem es einst seinen Ausgang genommen hatte.
Thorsten
[1] Eine ausführliche Entstehungsgeschichte des Pétanque liefert: http://www.boule.ch/de-ch/dept_55.html Die hier veröffentlichten neueren Erkenntnisse finden freilich noch keine Berücksichtigung.
Öffentliche Bouleplätze:
Dienstag & Freitag:
Ab 18 Uhr
Samstag:
Sonntag und Feiertage:
Ab 14 Uhr
Spielmöglichkeiten bei Vereinen:
Mittwoch: Ab 19 Uhr
TuRa Braunschweig Flutlicht vorhanden
Donnerstag: Ab 17.30 Uhr
Magnibouler (freies Training) Flutlicht vorhanden
Jeder kann mitmachen. Wir sind kein Verein.
Wer Boule als ein Spiel versteht, zu dem man sich öffentlich trifft, zwanglos und leidenschaftlich, frei von finanziellen Verpflichtungen und Leistungsdruck, aus Freude gespielt, bei dem die Gemeinschaft nicht zu kurz kommen darf, der wird bei uns Gleichgesinnte treffen.
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