Strategie


Das Spiel mit Anfängern lässt uns immer wieder staunend erkennen, dass diese – wie es bei Thomas Mann heißt  – "... durch bloßes Ingenium Dinge zu leisten im Stande sind, die in verwirrendem Widerspruch zu deren offensichtlicher Ungelerntheit stehen"[1].

Das Schöpferische, Erfinderische darf im Spiel nie von der Routine erdrückt werden, die sich mit den Jahren zwangsläufig einstellen muss. Es vermag gegebene Schwächen auszugleichen und ist der Quell jeder guten Strategie.

 

Als ich zum Pétanque kam, hatte ich zuvor viele Jahre lang mit Begeisterung komplexe Strategiespiele gespielt. Es fiel mir dann auch nicht schwer, die Wege auszuwählen, die angesichts des bestehenden Leistungsvermögens vermutlich die erfolgreichsten sein würden. Dabei zeigte es sich jedoch, dass deren Auswahl das eine war, die Umsetzung jedoch etwas ganz anderes – die Würfe unter "Druck" erfolgreich auszuführen, das fiel mir in der Tat schwer. Ich musste mir eingestehen, dass strategisches Denken nicht unbedingt hilfreich ist, wenn es darum geht, Handlungen gelingen zu lassen, ja, dass es unbefangenem Agieren regelrecht im Wege steht. Das Ersinnen von Strategien zwingt den Geist, aus dem Vergangenen zu lesen und in die Zukunft zu blicken; soll jedoch physisches Handeln gelingen, ist es ratsam, das Denken vollkommen auf das Hier und Jetzt zu beschränken. 

 

Gleichwohl lässt strategisches Denken den Spieler "Fußangeln" auslegen, in denen sich die Gegner verfangen, und Fallen umgehen, die diese für ihn aufstellen. Pétanque ist offensichtlich ein Spiel, das des Denkens und Handelns gleichsam bedarf – genau das macht ja seinen Reiz aus.

 

Wie soll man damit umgehen?

Der Wurfkreis ist hierzu das ideale Hilfsmittel. Innerhalb des Kreises muss der Spieler vollkommen seinem unmittelbaren Tun verpflichtet sein, die Gedanken dürfen nicht abschweifen. Außerhalb des Kreises jedoch, der Notwendigkeit zu handeln einstweilen entbunden, darf sich der Geist in jede Richtung ausbreiten, darf Vergangenheit und Zukunft in den Blick nehmen, individuelle Stärken abwägen und Pläne schmieden. So schafft man sich den Freiraum für eine kreative Spielanlage, so fügt man dem Spiel eine weitere Dimension hinzu, so schlägt man technisch überlegene Gegner. Beide Sphären strikt voneinander zu scheiden, das ist freilich eine wirkliche Herausforderung.

Thorsten

 

 

 

- Das Kapitel enthält 18 Aufsätze -


[1] Aus: Thomas Mann - Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull


Pétanque Strategie - Boule Strategie - Tipps & Tricks

Bild von Biljana Jovanovic auf Pixabay