Beim Boulespiel messen wir uns zwar mit unseren Gegnern und sind meist auch Teil einer Mannschaft, doch ist es ein Spezifikum, dass wir in den entscheidenden Momenten allein handeln – einsam stehen wir im Wurfkreis, nicht gehindert von des Gegners Hand; nicht gestützt von unseren Partnern. Für einen kurzen Augenblick sind wir auf uns selbst zurückgeworfen und es wäre eine große Torheit, diese Herausforderung nicht so anzunehmen, wie sie konzipiert ist. Der Wurfkreis ist bewusst so eng bemessen, dass nur ein Spieler ihn auszufüllen vermag. Der Versuch, noch weitere Akteure hineinzubitten, raubt uns Handlungsraum.
Über Wohl und Wehe im Spiel entscheidet jedoch einzig das Vermögen, im entscheidenden Moment frei und selbstgewiss zu agieren. Erfolg und Ansehen lassen sich niemals nachträglich herbeireden. Sie offenbaren sich unvermittelt. Mit jeder verlorenen Silbe fliehen sie den Ort des Geschehens nur desto schneller. Im Pétanque ist Konzentration ein knappes Gut. Sträflich ist es, Zeit und Aufmerksamkeit mit Erklärungen und Rechtfertigungen zu verschwenden, denn in der Tat ist es so: Wohlwollende haben hierfür keinen Bedarf, den Übrigen sind sie gleichgültig.
In unübertroffener Prägnanz kommt dieser Zusammenhang in der Redewendung „Nerver complain, nerver explain“ (Niemals klagen, niemals erklären) des britischen Premierministers Benjamin Disraeli zum Ausdruck.[1] Weder wird Klage geführt und damit Aufklärung eingefordert, noch es für notwendig erachtet, sich selbst zu erklären. So bleibt das übrig, was einzig Erfolg verspricht: Verantwortung zu übernehmen und entschlossen zu handeln. In der Gewissheit, stets das Bestmögliche zu versuchen, und im Vertrauen darauf, die anderen werden es ebenso halten, bedarf es der Worte nicht. Wahrlich, das ist die Weise, in der sich alles am besten fügt.
Thorsten
Ergänzung 1: Selbstverständlich können und sollen Spieler nicht wie versteinert, ohne Bezug zueinander agieren, doch reicht es häufig, den Gegner mit einer der prägnanten Floskeln zu bedenken, derer sich das Boule in so reichhaltiger Weise erfreut. Innerhalb der Mannschaft jedoch gilt: Was immer gesprochen wird, während der Partie sollte es keine Rechtfertigung geben. Nach der Partie möglichst auch nicht. Man mag aus einer empfundenen Notwendigkeit, sich derart einzulassen, den Schluss ziehen, dass jene Tiefe des Einvernehmens, die ein wirkliches Team auszeichnet, zwischen den Beteiligten noch nicht gefunden wurde.
Ergänzung 2: In diesem Text ging es um Aspekte der Kommunikation mit anderen Personen. Leicht übersehen wird hingegen, dass wir im Spiel auch stets eine Kommunikation mit uns selbst führen. Dieser eine positive Wendung zu geben, ist essentiell für den Erfolg in der Partie. Das Positive anstelle des Negativen in den Fokus zu nehmen ist darüber hinaus eine Grundsatzentscheidung von fundamentaler Bedeutung. Goethe äußerte sich einmal über Lord Byron, den er als Poeten sehr verehrte, dessen angebliche Neigung, sich zu sehr mit dem Unguten zu befassen, er jedoch missbilligte: " … und das Negative ist nichts. Wenn ich das Schlechte schlecht nenne, was ist da viel gewonnen? Nenne ich aber gar das Gute schlecht, so ist viel geschadet. Wer recht wirken will, muß nie schelten, sich um das Verkehrte gar nicht bekümmern, sondern nur immer das Gute tun. Denn es kommt nicht darauf an, daß eingerissen, sondern daß etwas aufgebaut werde, woran die Menschheit reine Freude empfinde.« (aus: Eckermann: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens - Band 1)
Wie einem solches im Umgang mit sich selbst gelingen mag, damit befasst sich der Artikel: "Selbstgespräche".
[1] Der Ausspruch geht auf den britischen Premierminister Benjamin Disraeli zurück, der damit jene spezifische Geisteshaltung illustrierte, die als „Stiff upper lip“ bekannt ist. Besonders den Briten zugeschrieben, hatte sie in der viktorianischen Epoche eine große Bedeutung. Einer Gefahr oder einer Zumutung äußerlich unbewegt, also mit steifer — nicht zitternder — Oberlippe zu begegnen, und den für richtig gehaltenen Kurs unbeirrt und in Pflichterfüllung fortzusetzen, ist Ausdruck von Stoizismus. Epiktet, einer der prominentesten Vertreter dieser philosophischen Richtung, der wir im Boulelexikon den einen oder anderen Ratschlag verdanken, äußerte: „Es sind nicht die Dinge selbst, die uns beunruhigen, sondern die Vorstellungen und Meinungen von den Dingen.“
Dieser Text findet im Boulelexikon seine Ergänzung in den Beiträgen: "Die Anderen" sowie "Konventionelle Höflichkeit".
Öffentliche Bouleplätze:
Dienstag & Freitag:
Ab 18 Uhr
Samstag:
Sonntag und Feiertage:
Ab 14 Uhr
Spielmöglichkeiten bei Vereinen:
Mittwoch: Ab 19 Uhr
TuRa Braunschweig Flutlicht vorhanden
Donnerstag: Ab 17.30 Uhr
Magnibouler (freies Training) Flutlicht vorhanden
Jeder kann mitmachen. Wir sind kein Verein.
Wer Boule als ein Spiel versteht, zu dem man sich öffentlich trifft, zwanglos und leidenschaftlich, frei von finanziellen Verpflichtungen und Leistungsdruck, aus Freude gespielt, bei dem die Gemeinschaft nicht zu kurz kommen darf, der wird bei uns Gleichgesinnte treffen.
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- "Wohin mit dem Blick?" Ergänzt um das "Quiet-Eye-Phänomen"
- "Gegensätze" ERGÄNZT
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